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Im Showring: Dick Squier und sein "Elmbury Cinnamon Teal", den er 1976 aus England importiert hatte. Fotos: Privatarchiv B. Titus-
Zobel – zurück zu den Wurzeln
Teil 2: Can. Ch. „Elmbury Cinnamon Teal" – Seine wahre Geschichte
veröffentlicht in "Der Jagdspaniel" 06/09; Copyright.
Von Bianka Titus-
„Lieber Dick, liebe Doris,
habt Ihr eigentlich die Fotos von den Welpen erhalten, und möchtet Ihr den kleinen Mann immer noch haben? (…) Er ist ein kleiner, lustiger Kerl und ganz bestimmt nicht black and tan, sondern brown/tan. Sie beide schauen herrlich aus, wenn die Sonne auf ihr Fell scheint, und der eine, den ich für Euch aufgehoben habe, ist der Bessere von beiden. Er hat eine gute Fangpartie, ist von guter Größe und hat einen wunderbaren Charakter. Eigentlich finde ich die Cocker immer ein bisschen schüchtern, aber dieser kleine Bursche ist extrovertiert und möchte, dass jeder ihn liebt. Ihr könnt gute Welpen von ihm bekommen, denn er geht auf die Linien ‚Merryborne’ und ‚Astrawin’ zurück. (…)"
Man schreibt den 25.Mai 1976, als Mrs. A.M. Jones (Kennel „Mittina", Malvern/England) diese Zeilen auf ihrer Schreibmaschine tippt. Den Brief schickt sie in die USA. Empfänger sind Richard (Dick) und Doris Squier (Kennel „Squier’s", Randolph/Ohio) – Züchterfreunde, die bereits einige wertvolle Fieldspaniels aus Mrs. Jones’ Zwinger nach Amerika importiert hatten.
Austausch von Zuchthunden
„Dick Squier war ein Freund meiner Mutter. Er schickte ihr seit etwa 1967 American Cocker-
Mr. Hall-
Bislang eher unbekannt war, dass Roger Hall-
Auf dem Foto: Elmbury Cinnamon Teal, als er das kanadische Championat erlangt hatte. Foto: Privatarchiv Bianka Titus-
"Copsewood Highland Fling"
Für ihren ersten Wurf nahm er wieder einen Deckrüden aus dem Zwinger von Mrs. Phelps. „Sie war eine Freundin meiner Mutter und wohnte hier in der Region", so Roger Hall-
Am 20. August 1976 schreibt Mrs. A.M. Jones einen weiteren Brief:
"Lieber Dick, liebe Doris,
(...) Ich hoffe, dass Ihr glücklich mit Teal seid. Seine Farbe ist wirklich eine Überraschung. Ich bin der Meinung, dass die beiden black/tan roans (Anmerkung schwarz-
Es wird wirklich interessant, welche Farben sie vererben werden. (…) Ich denke, die seltsame Farbe kommt von dem Deckrüden, obwohl er bisher keinen einzigen black and tan Welpen gezeugt hat. Verschiedene Züchter hätten gerne ihre black-
P.S.: Bitte lasst mich wissen, was die Englisch-
Ein knappes halbes Jahr später folgt ein weiterer Brief.
„Lieber Dick,
anbei die mit Farbangaben versehene Ahnentafel.
Setze ihn (Anmerkung: „Elmbury Cinnamon Teal") für rote, schwarze oder black and tan Hündinnen ein. Er ist von bester Herkunft und seine Ahnentafel schließt die besten Blutlinien der Cockerzucht ein. Die ‚Astrawines’ haben black-
Wenn sie dieselben Farben wirft, kann es keine abnorme Farbe oder Mutation sein, andererseits könnte sie auch ‚klares’ black and tan oder nur einfarbig werfen. Ich werde Euch wissen lassen, was herausgekommen ist, wenn die Welpen da sind.
Ich habe vor, den Rüden, den ich behalten habe, mit seiner Großmutter zu paaren, wenn sie läufig wird, was ich in nächster Zeit erwarte.
Unsere Farbe hat sich nicht verändert. Er ist leuchtend black and tan an den vorgeschriebenen Stellen, aber seine Decke ist unten (Anmerkung: an den Haarwurzeln) rot und sieht aus wie bei Dachshunden, die man ‚shaded red’ nennt. Er ist unter dem Rückenfell vollständig rot, aber sämtliche Haarspitzen laufen in schwarzer Farbe aus.
Mrs. Phelps, der der Deckrüde gehört, hatte niemals andere Farben gezüchtet als einfarbig schwarz oder rot, aber Mr. Wood, von dem wir ‚Rachel’ bekommen haben, hatte bei Gelegenheit einen black and tan gezüchtet. (…).
Ein Blick über den Atlantik
Was jedoch geschah in der Zwischenzeit in Amerika? Werfen wir einen Blick auf die andere Seite des Atlantiks.
Dick Squier machte genau dieselbe Feststellung wie Mrs. A.M. Jones. Also wendete er sich an eine Freundin, die black and tan Cocker züchtete. „Nicht lange nachdem Dick den jungen Hund gekauft hatte, rief er mich an und erzählte mir, dass sich die Farbe seines black and tan Welpens verändere. Er war sich nicht ganz sicher, was passierte, außer, dass die Fellhaare anfingen, zweifarbig zu werden – teils schwarz, teils rot", erinnert sich Kate Romanski, eine enge Freundin Dick Squiers. Sie selbst war eine ausgesprochene Black-
Seit 1952 registriert der American Kennel Club nur noch Hunde, die im AKC Stud Book Register erscheinen, nachdem Rüden das erste Mal erfolgreich gedeckt oder Hündinnen ihren ersten Wurf zur Welt gebracht haben. Cinnamon’s erster Wurf wurde im November 1977 geboren. Dick Squier schrieb damals einen Brief an den American Kennel Club, in dem er in einer ausführlichen Begründung um Bestätigung bat, die ersten zobelfarbenen Welpen und deren Vater als zobel zu registrieren. [5] Cinnamons Name wurde in der März-
Vorher, im September 1977 stellte Dick Squier seinen Neuerwerb aus England das erste Mal der Öffentlichkeit vor. Er hatte den Rüden in der „Open Solid Color Dog class" auf der „Heart of Michigan English Cocker Spaniel Club Show" gemeldet. „Das werde ich niemals vergessen. Es war das erste Mal, dass ich Cinnamon in natura sah", erzählte mir Mrs. Romanski, die damals, wie sie sagt, einige „nette Fotos" machte. Kate Romanski erinnert sich: "Richter war damals James Edward Clark, der Mann von Anne Rogers Clark, eine der besten Richterinnen hier in den USA. Mr. Clark war letztendlich nicht beeindruckt – weder vom Hund noch der Farbe und ‚entschuldigte’ Dick und Cinnamon." (Anmerkung: Mrs. Romanski verwendet an dieser Stelle den Begriff „excused" und erklärt, dass ein solches Vorgehen den Richtern in USA vorbehalten sei. Es sei aber keineswegs mit einer Disqualifikation gleichzusetzen.) Dennoch war es die erste Niederlage, die Dick Squier einstecken musste.
Die zweite „Niederlage" folgte auf dem Fuß. „Es war das erste Mal, dass jeder den Rüden und seine seltsame Farbe sehen konnte und es gab jede Menge Gerede", so Mrs. Romanski über die Reaktion der amerikanischen Cockerszene. „Und das obwohl vorher bereits beim Amerikanischen Cockerspaniel einfarbige und mehrfarbige Zobel aufgetaucht waren." Und sie erzählt weiter: „Cinnamon gewann ein sogenanntes ‚five point major’ unter Georg Pugh in den USA und einige Einzelpunkte, aber erreichte niemals ein amerikanisches Championat." [4]
Foto: Schnappschuss aus dem Showring -
Böse Zungen behaupteten, dass Cinnamon Teal aus einer Paarung zwischen einem Englischen Cocker und einem Beagle stammen würde. „Während der Rüde hier lebte, gab es alle möglichen bösartigen Gerüchte und Lügen, die sich um ihn rankten. Einige sagten, er sei das Ergebnis einer Beagle-
Dr. Frances Greer hatte in ihrem Buch „Cocker Champions in Story and Pedigree, Volume 2" zobelfarbene Cocker erwähnt. Sie schreibt von einer „Debatte", die einige Jahre, bevor das Buch veröffentlicht worden sei, „aufgeflammt" sei. „Das Auftauchen von zobel und zobel-
Frances Greer schreibt: „Dr. Little fand heraus, dass das Zobel-
„Grundsätzlich gilt – für beide Rassen, den Amerikanischen und den Englischen Cocker-
Doch werfen wir einen weiteren Blick auf die Karriere „Cinnamon Teals". Allen Unkenrufen zum Trotz, gab Dick Squier nicht auf. Er war eine Kämpfernatur. Er liebte den Rüden. Kate Romanski erinnert sich: "Dick war sehr stolz auf den Rüden, ungeachtet all der anderen Zweifler", betont sie. „Dick war wirklich ein hartnäckiger Bursche und er stellte seinen Rüden weiterhin aus, bis er schließlich ein Kanadisches Championat gewann." [4]
Kate Romanski erzählte mir, dass Mr. Squier „Cinnamon Teals" Hüften hatte röntgen und seine Augen untersuchen lassen. „Eben alles, was man zur damaligen Zeit hinsichtlich der Gesundheit tun konnte." Trotzdem bezweifelt Mrs. Romanski, dass „irgendjemand anders außer Dick oder den Züchtern, die eine Hündin bei ihm gekauft hatten, den Rüden zur Zucht einsetzten". [4] Schade, denn er sei ein „bemerkenswerter, genetischer Anker und Glückstreffer" gewesen, wie mir Kate Romanski in einer ihrer zahlreichen Emails geschrieben hatte.
Doch Dick Squier glaubte stets an seinen Rüden. Und so fiel am 10. November 1977 in seinem Zwinger der erste Wurf nach Cinnamon Teal mit den ersten zobelfarbenen Welpen. [5]
Weitere Würfe folgten. In einer handschriftlichen Notiz ließ er seine Freundin Kate Romanski von Sheba’s zweitem Wurf mit Cinnamon wissen:
„Hi, Sheba hatte 8 Welpen (geb. am 9.7.1978) von Cinnamon:
2 sable and tan Rüden
1 sable and tan Hündin
3 schwarze Rüden
1 rote Hündin
1 roter Rüde
Alles in bester Ordnung" [7]
Diese handschriftliche Notiz bestätigt, dass „Elmbury Cinnamon Teal" bereits in der ersten Generation seine außergwöhnliche Farbe weitervererbte. Dick Squier jedenfalls glaubte immer und unerschütterlich an seinen Rüden und baute mit ihm systematisch eine Zobelzucht mit guten Hunden auf.
Auf dem Bild: "Squier's Stroke of Dawn" -
Bunter Zobelwelpe bei Dick Squier
Kate Romanski: „Es war interessant, denn ich glaube, dass ihn Dick sowohl einfarbigen als auch bunten Hündinnen zuführte und schließlich fiel in fast jedem Wurf ein zobel oder zobel mit loh-
Dass „Cinnamon" offensichtlich auch bunt vererbte, belegt eine weitere handschriftliche Notiz Dick Squiers.
„(…)
Ich habe Cinnamon mit einer einfarbigen Roten aus einem Orangeschimmel-
7 Welpen
3 Schwarze
3 Rote
1 Schwarz-
Der Vater des Orangeschimmels ist schwarz-
Mrs. Jones sagt, das kann nicht sein. Es ist kein Schwarz-
Doch soweit die Ahnentafel Cinnamon Teals zurückzuverfolgen ist – Mrs. Kate Romanski stellte mir ein 5-
In einer Email an mich machte Roger Hall-
„Das Pedigree ist sehr interessant. (…) Die Linie von Mr. Gilbert Wood, Kennel ‚Rengil’ geht auf Mr. Dick Wylde’s ‚Eldwythe’-
Das Gen für die Zobel-
Auch diese Hündin vererbte ihre Farbe weiter. Zusammen mit dem roten Rüden „Valrai Sir Echo" warf sie am 6.12.1980 die zobelfarbene Hündin „Amber Jet of Santenae". Diese wiederum brachte zusammen mit dem schwarzen Rüden „Sorbrook Timothy Grass" am 18.11.1982 die Zobelhündin „Santenae Amiable Amy" zur Welt. [8] Dann verlieren sich die Spuren im Nichts. Theoretisch ist es jedoch möglich, dass es noch Nachfahren dieser Zuchtlinie gibt.
Die Informationen, ob die weiteren Zuchtversuche von Mrs. A.M. Jones von Erfolg gekrönt waren, und ob Cinnamons Bruder jemals zur Zucht eingesetzt wurde, scheinen leider für immer verloren zu sein.
Auf diese Cocker -
Auf dem Foto: Zwei Junghunde geworfen 1978. Foto: Privatarchiv Bianka Titus-
Zwingerarchiv für immer verloren?
Trotz des umfangreichen Materials, das mir Mrs. Romanski zur Verfügung gestellt hat, bleiben einige Fragen offen. „Ich habe keine Ahnung, was mit seinen Zwingerdokumenten und all den Dingen passiert ist", bedauert Kate Romanski. In ihrem Brief an ihre kanadische Freundin schreibt sie: „Dick hat mir einst gesagt, dass er gefrorenes Sperma von Cinnamon hat und ich hatte irgendwie die Hoffnung, dass der Club – wenn er sein Gefrierspermaverzeichnis veröffentlicht – Cinnamon der Liste zufügen würde. Doch ich habe seinen Namen niemals gelesen." [4]
Jedenfalls eines kann zusammenfassend gesagt werden, Cinnamon war zu seinen Lebzeiten in Amerika als Zuchthund nicht gefragt, einfach nicht „in Mode", wie es Kate Romanski ausdrückt. „Er gehörte nicht der richtigen Person. Und obgleich ihn einige wenige von uns und natürlich sein Züchter verteidigten – wir waren in der Minderheit." [4]
Als Dick Squier aufgrund von Alter und Krankheit seinen Zwinger auflöste, verschwanden nach und nach auch die Squier’s-
Schnappschüsse aus dem Zwinger "Squier's" mit dem aus England erworbenen "Elmbury Cinnamon Teal" -
ein weiterer Zobelfarbener, wahrscheinlich eine erste Nachzucht des zobelfarbenen Deckrüdens. Fotos copyright: Privatarchiv Bianka Titus-
*Anmerkung:
Sollte die Vermutung stimmen, dass der rote Rüde „Copsewood Higland Fling" das Zobelgen trug und weitervererbte – es deutet wirklich alles darauf hin – wäre eine logische Überlegung, dass Copsewood Highland Fling die Farbe goldzobel hatte und optisch einfach rot erschien.
Quellennachweis:
[1] Brief vom 25. Mai 1976 von Mrs. A.M. Jones, Malvern/Worcestershire, UK an Dick und Doris Squier, Randolph/Ohio, USA; aus dem Privatarchiv von Mrs. Kate Romanski
[2] Brief vom 20. August 1976 von Mrs. A.M. Jones, Malvern/Worcestershire, UK an Dick und Doris Squier, Randolph/Ohio, USA; aus dem Privatarchiv von Mrs. Kate Romanski
[3] Brief vom 25. Januar 1977 von Mrs. A.M. Jones, Malvern/Worcestershire, UK an Dick und Doris Squier, Randolph/Ohio, USA; aus dem Privatarchiv von Mrs. Kate Romanski
[4] Brief vom 24.3.2005 von Mrs. Kate Romanski an eine inzwischen verstorbene Freundin in Kanada;
[5] Brief vom 13. Januar 1978 von Mr. Richard Squier an den American Kennel Club, Miss Leila Sears; aus dem Privatarchiv on Mrs. Kate Romanski
[6] Dr. Frances Greer/ Norman Austin, „Cocker Champions in Story and Pedigree, Volume 2", 1983; Seite 33-
[7] Handschriftliche Notiz vom 7.12.1978 von Mr. Richard Squier an Mrs. Kate D. Romanski; Privatarchiv Mrs. Kate Romanski
[8]
[9] Spaniel-
[10] Spaniel-
Danksagung: An dieser Stelle möchte ich Mrs. Kate Romanski – Cocker-
Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle auch an Herrn Bruno Richter, der mir aus seinem Privatarchiv ein bislang unbekanntes Dia von Dick Squier mit „Elmbury Cinnamon Teal" zur Verfügung stellte, das ihm Mr. Squier vor Jahrzehnten zugeschickt hatte. Mrs. Romanski schrieb mir, dass sie dieses Bild selbst zuvor noch nie gesehen habe und es das beste sei, das sie von Cinnamon kenne.
Danke auch an Mr. Roger Hall-